Zeven

Darum sind Klassenfahrten etwas Wunderbares

Die Welt ist verrückt. Vieles ändert sich, und nur wenig zum Guten. Aber es gibt auch Dinge, die gleich bleiben: das Ziel der Klassenfahrt im zehnten Jahrgang.

Immer noch geht es nach Berlin. Vor einer gefühlten Ewigkeit war ich dort, und im kommenden Jahr wird auch unsere Tochter nach Berlin fahren.

Auch das Programm ähnelt sich. Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen steht auf dem Plan und natürlich auch eine Führung durch den Deutschen Bundestag. Wir sind die gesamte Stadt abgelaufen, glaube ich. Wir hatten Lehrer dabei, die gern zu Fuß unterwegs waren.

Immerhin gab es zur Belohnung Berliner Weisse. Ich habe die grüne Variante gewählt. Ich erinnere mich außerdem an bergeweise T-Shirts, die in irgendwelchen Touri-Shops und an der Straße angeboten wurden – mit CCCP-Schriftzug und Jack-Daniels-Logo drauf.

Ich habe mir beide Versionen gekauft und danach nie angezogen. Und wir haben in Berlin unsere ersten Döner gegessen. Es schmeckte wunderbar, und wir Dorfkinder waren ganz verrückt danach.

Außerdem gab es für uns Kultur: Musical, Oper, Kabarett. Dazu sollten wir schicke Sachen einpacken. Weil ich mit 15 außer Turnschuhen nichts Ordentliches hatte – das hatte übrigens niemand –, musste ich die silberfarbenen Schuhe meiner Mutter mitnehmen. „Die sind genau richtig. Ganz Berlin trägt silberne Schuhe“, versicherten mir meine Eltern.

Das stimmte nicht. Kein Mensch lief dort mit solchen Schuhen herum, und ich wette, das ist bis heute noch so.

Fünf Tage sind nicht viel Zeit, aber die Stadt hat mich beeindruckt. Berlin ist mit Sicherheit nicht die schönste Stadt und die Menschen dort hatten zumindest damals eher ruppigen Charme (Wat denn nu?! Det Rote oder det Jelbe?!).

Trotzdem war es ein großartiges Erlebnis, und ich bin froh, dass es immer noch Lehrerinnen und Lehrer gibt, die Lust haben, gemeinsam mit ihren Schülern das Abenteuer Großstadt zu erleben.

Saskia Harscher

Reporterin

Saskia Harscher ist im Landkreis Rotenburg aufgewachsen. In Bremen hat sie Politikwissenschaften studiert. Sie arbeitet seit 2019 in der Redaktion der ZEVENER ZEITUNG. Dort ist sie stellvertretende Leiterin und zuständig für die Berichterstattung aus der Samtgemeinde Tarmstedt.

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