Vielleicht ist es dem ein oder anderen aufgefallen: Meine Haarfarbe hat sich seit dem letzten Foto in der Zeitung ein wenig verändert - mittlerweile trage ich hellblond. Und wie es das Schicksal (oder das Klischee) so wollte, durfte ich das auch prompt zu spüren bekommen.
Neulich, auf dem Parkplatz einer Autoraststätte, habe ich mich gerade daran gemacht, den Druck meiner Autoreifen zu prüfen. Ganz normal, nichts Aufregendes. Zumindest für mich. Doch da trat plötzlich ein mir fremder Mann auf den Plan, der scheinbar der festen Überzeugung war, dass dies eine echte Sensation ist. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht und einem Hauch von Überheblichkeit in der Stimme begann er, mir seine Ansichten über „Blondinen“ und Autos mitzuteilen. Sie ahnen es, es ging in die altbekannte Richtung. Er zählte einige dieser uralten Blondinen-Klischees auf, die jedem bekannt sind.
Natürlich musste ich in dem Moment schmunzeln. Nicht etwa, weil ich die Kommentare besonders witzig fand, sondern eher, weil mir klar wurde: Hier ist jemand, der noch im Zeitalter des Faxgeräts feststeckt. Ich habe ihn nicht unterbrochen und ausreden lassen, schließlich wollte ich ihm nicht den Spaß nehmen. Als er dann fertig war, sagte ich zu ihm „Wissen Sie, ich habe heute nicht nur den Reifendruck im Griff - ich könnte Ihnen auch noch erklären, wie man den Ölstand kontrolliert. Aber ich will Ihnen den Tag ja nicht ruinieren.“
Es folgte ein peinliches Schweigen. Sein Grinsen verschwand schneller als ein Wagen beim Anfahren einer grünen Ampel.
Als er sich dann endlich wieder seinem Kram widmete und mich in Ruhe ließ, habe ich mich wieder meinem Auto gewidmet. Manchmal ist es eben ganz nützlich, wenn man mit den Klischees spielt - und jemanden dann doch vom Gegenteil überzeugt.