Neulich habe ich einen Fehler der Kollegin entdeckt – beim Lesen der NORDSEE-ZEITUNG. Es ging um Schiffe und tatsächlich schrieb sie in ihrem Artikel „die ,Schulschiff Deutschland‘“. „Die“ Schiff! Wie kann das sein? Ich überlege kurz, sprichst du das an? Ich entscheide mich, doch, ich mache mich unbeliebt, ich tue das.
Beim weiteren Lesen werde ich aber stutzig. Im Text ist durchgehend von die „Schulschiff Deutschland“ die Rede. Das kann doch nicht sein, denke ich. Eine Muttersprachlerin, eine Journalistin, jemand, der mit der Sprache arbeitet, macht keine solchen Fehler. Einmal „die Schiff“ kann übersehen werden, gut. Aber nicht zehnmal hintereinander.
Handelte es sich um einen neudeutschen Begriff wie E-Mail, bei dem sich je nach Region unterschiedliche Artikel etabliert haben, könnte man abweichende Artikelverwendung verstehen. Oder bei Begriffen wie Laptop, Event, App, wo sich die grammatischen Geschlechter noch nicht etabliert haben.
Aber nicht bei einem Wort wie Schiff, das in der Liste der am häufigsten verwendeten Wörter im Deutschen an der 288. Stelle aufgeführt wird; das schon ab Klasse zwei im Deutschunterricht behandelt wird. Zum Grundwortschatz gehört.
Und so entschließe ich mich, der Sache nachzugehen. Ist wohl besser, bevor man sich mit einer Peinlichkeit blamiert, ein weiterer Gedanke. Und tatsächlich, die Kollegin hat keinen Fehler gemacht, ergibt die Recherche. In Deutschland hat sich als grammatisches Geschlecht für Schiffsnamen die weibliche Form eingebürgert. Das gehe zurück auf die Seemänner, die lange auf See waren und ihre Schiffe wie eine Frau angesehen haben.
Eine interessante maritime Besonderheit. Schade eigentlich, dass sich das nicht bis zu den Rechtschreibprogrammen herumgesprochen hat. Das Programm meines Rechners denkt, einen Fehler von mir entdeckt zu haben. Er unterstreicht die Stellen mit „die Schiff“ und zeigt bis zu dieser Stelle fünf Fehler an. Hoffentlich denkt der Algorithmus nicht schlecht von mir.