An Weihnachten ist erlaubt, was sonst als übertrieben oder deplatziert gilt: opulente Dekoration und schillernder Kitsch. Aber warum stehen gerade an Weihnachten die Stilregeln Kopf?
Überall begegnen uns blinkende Lichterketten, beleuchtete Rentiere im Vorgarten und bemalte Fensterscheiben. In der Adventszeit herrscht ein Ausnahmezustand: Je auffälliger, desto besser. Es wird geschmückt, was das Herz begehrt - bunt, opulent und verspielt. Selbst überzeugte Puristen lassen sich von dieser besonderen Atmosphäre mitreißen.
Der Grund ist simpel: Manchmal brauchen wir Kitsch, um dem Alltag zu entfliehen. Besonders in der Weihnachtszeit suchen wir Harmonie und Ablenkung von den Problemen der Welt. Diese Sehnsucht nach Frieden und Versöhnung - mit uns selbst, unseren Mitmenschen und der Welt - findet ihren Ausdruck im weihnachtlichen Glanz und Überfluss.
Weihnachten weckt große Gefühle. Es ist die Zeit, in der alles ein wenig romantischer, liebevoller und sozialer erscheint. Wir erinnern uns an unsere Kindheit: den Duft von frisch gebackenen Plätzchen, die Vorfreude aufs Fest und die ungeduldigen Wochen des Wartens.
Rituale spielen dabei eine zentrale Rolle. Die gleichen Lieder, die vertrauten Gerichte und die Zusammenkunft der Familie - all das schafft Beständigkeit. Kitsch ist dabei mehr als nur Dekoration; er ist ein fester Bestandteil dieser Rituale. Ohne Kitsch keine Rituale, ohne Rituale kein Kitsch – und ohne beides kein Weihnachten.