Kalt ist mir. Innerlich. Äußerlich. Ist ja kein Wunder - in der Schafskälte. In unserer Region - mit Massen wiederkäuender Herdentiere reich gesegnet - empfinde ich’s gerade jetzt als besonders kalt. Je nun. Ruppige Böen aus dem Osten sind ungemütlich. Aber so richtig Sturm ist ja - so viel habe ich in 35 Deichjahren hier gelernt - erst, wenn die Schafe keine Locken mehr haben...
Ich mag Schafe. Sehe ihnen gerne beim gemütlichen Grasen zu. Sinniere vor mich hin, was in so einer Schafsseele vor sich gehen mag. Auch jetzt, am Wahlsonntag. Da hab‘ ich so ein schwarzes gesehen, das kaute einsam vor sich hin. Bei der kleinen Szene packte mich die Melancholie, und mir kamen ein paar Schüttelreime in den Sinn: „Bin ein kleines Schaf. Ich fress‘ und schlaf. Fress‘ und schlaf. (schnauft) Bin so allein. Muss das so sein? Wo ist da der Sinn? Ohne Sinn is‘ eh all‘s hin... (kaut. Und kaut.) Rupf immer Gras. Kitzelt die Nas‘. Kann schon sein, der Sinn liegt da drin, indem dass so allein ich bin... ach gäb’s noch ein Schaf... fress‘ und schlaf - ich schlaf‘ jetzt ein - so allein - muss alles sein ... schlaf ein... schlaf ein ... (fällt um. Schnarcht).“ Macht gefährlich müde, so eine Schafskälte. Manch einer hört den Weckruf nicht. Nicht mal den von Udo Lindenberg: „Wer in der Demokratie schläft, wird in der Diktatur aufwachen...“