Bremerhaven Gegenwind

Das neue Must-have im Internet: Bestellen, kaufen, konsumieren um jeden Preis

Millionen von Videos zeigen Content Creator, die mit Produktplatzierungen Geld verdienen. Doch während der Konsum im Internet überwiegt, wächst auch das Bewusstsein für die Umwelt. Ein regionales Unternehmen setzt deshalb auf nachhaltige Produkte.

Gegenwind vor einem bunten Hintergrund

Influencer auf Social Media beeinflussen das Konsumverhalten ihrer Follower durch Produktplatzierungen und Empfehlungen. Regelmäßig sind die neuen Trendprodukte bei DM, Zara und Co. ausverkauft. Die Kolumne „GegenWind“ beschäftigt sich in dieser Ausgabe mit dieser Problematik. Foto: NZ-Grafik

Social Media verbindet die Menschen nachhaltig - zum Konsumieren. Vor allem TikTok ist weniger eine Plattform, die einen sozialen Anspruch verfolgt. Zumindest lassen es die Millionen Videos vermuten, die Content Creator mit Produktplatzierungen verzieren. Bezahlt oder unbezahlt. Sie zeigen den – na ja, letztlich – Konsumenten die neuste Billigware von Online-Händlern wie Temu, Shein und Co. Obwohl der Kaufrausch zuvor im eigenen Leben ein Loch hinterlassen hatten, sind die Zuschauer geneigt, den Empfehlungen von Influencern nachzugehen. Dabei wird es ihnen angenehm leicht gemacht, etwa mit der „Amazon Storefront“. Ein virtueller Laden, der lediglich die Produkte von Content Creator anbietet. So wird der Kunde an Influencer gebunden und letzterer verdient daran.

Die Herausforderung des Konsumverhaltens

Klingt alles wunderbar praktisch. Wäre da nicht die Umwelt. Mittlerweile müsste eigentlich jeder wissen, dass die Kleider von Fast-Fashion-Unternehmen schlecht für unseren Planeten sind. Trotzdem sind Billigläden wie H&M und Zara immer noch sehr beliebt. Woran liegt es also, dass der Drang nach Konsum das schlechte Gewissen über die traurige Realität überwiegt? Oder gibt es dieses schlechte Gewissen einfach nicht?

Ganz so platt ist diese Frage nicht zu beantworten. Denn auch wenn eine große Mehrheit der Menschen von den billigen Preisen und somit von den billigen Arbeitskräften profitiert, gibt es gleichzeitig auch Personen, die sich anders orientieren. So auch das Modeunternehmen Green Stiches im Columbus-Center in Bremerhaven. Der Geschäftsinhaber Joschka Traue möchte mit seinem Laden Menschen ermutigen, Geld in hochwertige Kleidung zu stecken: „Uns geht es um Wertschätzung für das Kleidungsstück und ein Verbundenheitsgefühl mit der Marke. Wir wollen, dass Menschen wieder stolz auf den Pulli sind, den sie tragen.“

Herausforderungen für Unternehmen in Bremerhaven

Der Konsum wird von ihnen hintenan gestellt und die Identifikation mit der Marke priorisiert. Bremerhaven sei aus unternehmerischer Sicht kein einfaches Pflaster. Laut Joschka Traue gibt es eben eine hohe Zahl von Geringverdienern. Der Gedanke an Nachhaltigkeit und fairer Kleidung ist deshalb den Kostenfaktoren untergestellt. Green Stiches hat deshalb den Anspruch, eine qualitativ hochwertige Ware aus guten Produktionsbedingungen zu angemessenen Preisen anzubieten.

Nachhaltigkeit im Kampf gegen Fast Fashion und Influencer-Kultur

Dennoch ist es schwierig, mit den Dumpingpreisen der großen Modehäuser mitzuhalten – beziehungsweise die unangemessen niedrigen Preise in ein Verhältnis zu setzen, denn ein T-Shirt für fünf Euro kann niemals fair produziert werden. Influencer befeuern diesen Kaufrausch mit ihren vielen Kaufempfehlungen à la „Lauf nicht, renn zum nächsten DM“, bevor das neue Trendprodukt ausverkauft ist.

Aber ist der Kauf dieser Produkte immer gleichgesetzt mit einem übermäßigen Konsum? Natürlich nicht. Es gibt eben genügend Menschen, für die H&M eine Problemlösung darstellt, weil sie sich nichts anderes leisten können. Trotz alledem sind es zumeist privilegierte Personen in den Sozialen Netzwerken, die ihre endlosen Hauls präsentieren. Deshalb ist es wichtig, seinen eigenen Konsum zu hinterfragen, um den Mechanismen von Fast Fashion in Kombination mit TikTok entgegenzuwirken.

Green Stiches in Bremerhaven. Auf dem Bild ist ein Klamottengeschäft zu sehen. Im Vordergrund ein Pullover.

In Bremerhaven kämpft das Unternehmen Green Stiches gegen die Konsumkultur von Fast Fashion und Influencern, indem es auf hochwertige und nachhaltige Produkte setzt. Foto: Katharina Hopp

Katharina Hopp

Volontärin

Katharina Hopp ist 1997 in der Kleinstadt Nordhorn geboren und aufgewachsen. Zum Studium hat es sie nach Bremen gezogen. Die Stadt ist zu ihrer Wahlheimat geworden. Nach einem Studium der „Public History“ ist sie nun bei der NORDSEE-ZEITUNG als Volontärin tätig.

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