Wenn es an Erziehung mangelt, verschieben sich Maßstäbe

Dass sich ethische und moralische Standards, die als Voraussetzungen für ein gedeihliches Miteinander gelten können, verschoben haben, ist mir dieser Tage vor Augen geführt worden. In der Absicht, das Grundstück per Fahrrad zu verlassen, hielt ich am Fußweg, um Mann mit Kind passieren zu lassen. Beide waren mir zuvor nicht begegnet.

Der etwa vierjährige Junge schien von den blühenden Krokussen auf meines Nachbarn Grundstück angetan zu sein. Der Mann an des Jungen Seite - ich mutmaße, es war der Vater - befand sich im Dialog mit dem Kind. Wortfetzen drangen an mein Ohr.

Sodann blieb der Mann stehen, während der Junge in die Grundstückszufahrt einbog, die Rasenfläche betrat, sich vor den blauen Blümchen in die Hocke begab und fleißig Krokusse pflückte.

Ich stand wie angewurzelt wenige Meter entfernt und mochte meinen Augen nicht trauen. Mit seiner Beute in der Hand trat der Junge ohne Eile wieder an die Seite des Mannes und die beiden schlenderten weiter. Ob sich das Kind in weiteren Gärten entlang des Weges bedient hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Ebenso, ob ich Zeuge der Premiere war oder ob es sich um Gewohnheitstäter handelt.