Zeven

Vom Charme der EU-Hauptstadt: Brüssel sehen und abhaken

Zum Monatswechsel war ich jenseits der Landesgrenzen unterwegs. Brüssel war das Ziel der Reise. Zu sehr früher Morgenstunde ging es los. Und der Metronom rollte tatsächlich zur angegebenen Zeit in den Rotenburger Bahnhof ein. Auch die Deutsche Bahn hatte offenbar einen guten Tag erwischt. Sie brachte mich via Köln erstens ans Ziel, und zweitens blieb die Verspätung moderat.

Nach Verlassen des Bahnhofs Brüssel-Nord umfing mich sogleich ein Gefühl von Heimat: Marode Straßen, abstoßende Architektur, kaum ein Baum weit und breit. Baustellen säumen den Weg in die Innenstadt. Deren Aufenthaltsqualität ist mau. Die in besseren Zeiten errichteten Gebäude werden vernachlässigt. Das Angebot erschöpft sich weitgehend darin, zu essen und trinken einzuladen.

Sehenswürdigkeiten sind mehr als rar, Parks und Gärten ebenso. Selbst Botschaftsgebäude vermitteln den Eindruck, als stünde ein Auszug der Mieter unmittelbar bevor. Die deutsche Vertretung versprüht den Charme eines Parkhauses. Was womöglich an der verranzten Nachbarschaft liegt.

Überhaupt: Das Europaviertel. Eine Zumutung.

Als krönendes Urlaubserlebnis bleibt in Erinnerung, dass ich am 1. November, einem Freitag, vor verschlossenen Museumstüren stand. Staatliche Einrichtungen sind in Belgien, so brachte ich in Erfahrung, an Allerheiligen und anderen Feiertagen geschlossen. Grotesk angesichts von Spiel und Spaß gegenüber, geöffneter Supermärkte, Cafés, Frittenbuden, Kebab- und Tinnefläden.

Thorsten Kratzmann

Reporter

Thorsten Kratzmann stammt aus Zeven, hat in Göttingen und Hamburg Geschichte, Ethnologie und Politik studiert und ist seit 1994 bei der Zevener Zeitung beschäftigt.

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