Niedersachsen
A27-Sperrung wird zum Geduldsspiel
Weil die Fahrbahn abzusacken droht, ist die Autobahn 27 nördlich von Bremen vorerst voll gesperrt. Das hat auch Folgen für Schwerlasttransporte, die etwa Bauteile für Windkraftanlagen transportieren.
Die Sperrung der Autobahn 27 wegen eines drohenden Absackens der Fahrbahn nördlich von Bremen wird nach Einschätzungen des Verkehrsministeriums in Hannover voraussichtlich noch wochenlang den Verkehr einschränken. Die Sanierung der betroffenen Stelle werde wahrscheinlich mindestens vier Wochen in Anspruch nehmen, sagte ein Ministeriumssprecher am Freitag in Hannover. Man arbeite mit der Autobahngesellschaft des Bundes an einer Lösung, dass sich insbesondere Großraum- und Schwerlasttransporte, die sonst über die Autobahn fahren, nicht auf Ausweichrouten stauen. „Eine konkrete Lösung jetzt dazu haben wir noch nicht“, sagte der Sprecher.
Die A27, die Bremen, Bremerhaven und Cuxhaven miteinander verbindet, ist seit Mittwoch wegen der möglichen Unterspülung in beiden Richtungen gesperrt. Nach Angaben der Autobahngesellschaft hatte die Autobahnmeisterei kürzlich eine Absackung an einer Böschung festgestellt. An der Stelle ist ein Stahlgewölbe, das einen Graben unter der Autobahn hindurchführt. Eine Überprüfung ergab, dass der Stahl des Bauwerks an einigen Stellen so stark erodiert ist, dass die Gefahr eines Absackens besteht. Die Autobahn GmbH prüft nun eine mögliche Notsanierung und anschließend einen Neubau.
Bauteile für Windkraftanlagen werden über Cuxhaven importiert
Nach Angaben der Stiftung Offshore Windenergie ist Cuxhaven einer der wichtigsten Seehäfen zur Anlieferung von Großbauteilen für Windenergieanlagen und damit eines der wichtigsten Drehkreuze für die Windenergiebranche. Vor allem Rotorblätter werden in Cuxhaven angelandet und von dort über die A27 weitertransportiert - den Angaben zufolge etwa 80 Prozent aller in Deutschland benötigten Rotorblätter für Windkraftanlagen an Land.
Nach Angaben von Blue Water BREB (BWB), einem Unternehmen für den Umschlag von Windkraftanlagen, stehen am Terminal in Cuxhaven zurzeit mehr als 300 Rotorblätter für den Weitertransport zu Baustellen in Deutschland bereit. „Mit der Sperrung der A27 kommt der Ausbau der Windenergie an Land in Deutschland zum Erliegen“, sagte Geschäftsführer Arne Ehlers in einer am Donnerstag veröffentlichten Mitteilung. Es brauche dringend eine Lösung. „Zeit ist Geld“, sagte er.
Schwerlasttransporte benötigen neue Genehmigungen für Ausweichrouten
Damit insbesondere die Häfen in Cuxhaven und in Bremerhaven erreichbar bleiben, hat die Autobahngesellschaft mit der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr nun Ausweichrouten erarbeitet. Diese führen zwischen Bremen und Bremerhaven über die L135 sowie zwischen Oldenburg und Bremerhaven über den Wesertunnel.
Damit die Schwertransporte die Ausweichstrecken tatsächlich nutzen können, sind allerdings neue Genehmigungsverfahren nötig. Die exakte Wegführung müsse für jeden Transport, der ursprünglich über die A27 führte, neu abgestimmt werden, sagte eine Sprecherin des Landkreises Cuxhaven am Freitag. Bis Donnerstag seien deshalb rund 180 Änderungsanträge allein beim Kreis Cuxhaven eingegangen. Die Ordnungsbehörde habe sehr viel zu tun. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet, etwa die „Nordsee-Zeitung“, der „Weser-Kurier“ und der NDR.
Verkehrsbehinderungen auch auf Umleitungen für Autoverkehr
Auch für den herkömmlichen Last- und Autoverkehr ist eine Umleitung ausgeschildert. Sie führt in Fahrtrichtung Bremen ab der Anschlussstelle Hagen über die U28 und in der Fahrtrichtung Cuxhaven ab der Anschlussstelle Uthlede über die U33 zur Anschlussstelle Hagen. Beide Umleitungen verlaufen durch die Orte Hagen und Uthlede.
Auf den Ausweichrouten kam es nach Angaben des Landkreises Cuxhaven seit der A27-Sperrung zu mehreren Unfällen. Auf einer schmalen Kreisstraße fuhren sich mehrere Lastwagen im Seitenstreifen fest. Am Freitag musste die Kreisstraße, über die die Umleitung führt, zeitweise gesperrt werden, da ein Kranwagen verunglückte.
Die Handelskammer Bremen mahnte in einer Mitteilung Tempo bei der Reparatur an. Unternehmen, Hafenbetriebe und Umschlagsanlagen seien auf eine funktionierende und leistungsfähige Infrastruktur angewiesen. Bremens Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) sprach sich im Regionalmagazin „buten un binnen“ (Radio Bremen) ebenfalls für eine zügige Reparatur aus. „Die Vollsperrung, die muss so schnell wie möglich aufgehoben werden. Das heißt, jetzt wird repariert und geflickt, aber dann muss die A27 natürlich dauerhaft in den Zustand versetzt werden, dass sich das nicht wiederholt.“