Ob „Lili Marleen“, „Effi Briest“ oder sein Hauptwerk „Berlin Alexanderplatz“: Rainer Werner Fassbinder gilt als einer der wichtigsten Nachkriegsregisseure Deutschlands. Er wird von manchen als berserkerhaft vorwärts Stürmender beschrieben - im Leben wie im Arbeiten.
„Egal, wie er seine Leute gequält hat. Dieser Spaß, den sie hatten, so gefordert zu werden und so intensiv zu leben, der hat alle Qualen überwogen“, wird Regisseur-Kollege Volker Schlöndorff zitiert.
Heute wäre der geniale Regiekünstler, der bereits 1982 mit nur 37 Jahren starb, 79 Jahre alt geworden. Geboren wird Fassbinder am 31. Mai 1945 in Bad Wörishofen als Sohn eines Arztes und einer Dolmetscherin. Als er sechs Jahre alt ist, lassen sich die Eltern scheiden. Fassbinder wächst bei der Mutter auf, die wegen Tuberkulose häufig im Sanatorium ist.
„Ich bin überzeugt, dass man mich wochenlang manchmal vergessen hat“, sagt Fassbinder.
Städte, Schulen und Internate wechseln. Ohne Abschluss bricht er die Schule ab. Als Statist spielt er an den Münchner Kammerspielen, nimmt privaten Schauspielunterricht, dreht erste Kurzfilme. Doch die Berliner Filmakademie lehnt seine Bewerbung ab.
Ab 1967 ist er in der alternativen Theaterszene Münchens aktiv. Schon der zweite Spielfilm, das „Gastarbeiter“-Melodram „Katzelmacher“, wird mehrfach ausgezeichnet.
In nur zwei Jahren entstehen elf Spielfilme, drei Theaterstücke und zwei Hörspiele. Er habe „keine Lust, eine Masche aus etwas werden zu lassen“, sagt Fassbinder.
Mal dreht er mit „Angst essen Seele auf“ die Liebesgeschichte zwischen einer alternden deutschen Reinigungskraft und einem marokkanischen „Gastarbeiter“. Er will „ein Kino, das so wunderbar und allgemein verständlich ist wie das Hollywood-Kino, aber nicht so verlogen“. In nur drei Monaten verfilmt er in 14 Teilen Alfred Döblins Roman „Berlin Alexanderplatz“. Rastlos dreht er weiter: „Lili Marleen“, „Lola“, „Die Sehnsucht der Veronika Voss“ und „Querelle“.
Das Tempo hat seinen Preis. Mit nur 37 Jahren stirbt Fassbinder. In der Nacht zum 10. Juni 1982 findet seine Lebensgefährtin Juliane Lorenz ihren Freund tot in der gemeinsamen Wohnung in München. Er bleibt unvergessen, besonders bei den Cineasten.