Es ist bemerkenswert, wenn man bei einem historischen Ereignis dabei ist. Das Zweitliga-Spiel zwischen Hertha BSC und dem Hamburger SV am 2. Februar war bis zu dem Zeitpunkt die Partie mit der längsten Unterbrechung, und stand wie etliche danach kurz vor dem Abbruch.
Die Protest-Welle in den Stadien begann dann richtig zu rollen. Ich muss einräumen, an dem Abend im Olympiastadion dauerte mir das zu lange. Und bei aller Solidarität habe ich in meinem Berliner Fanclub auch Skepsis geäußert, ob es mit diesen Protesten gelingen könne, die DFL-Spitze tatsächlich zum Umdenken beim Investoren-Projekt zu bringen. Gleichzeitig habe ich angekündigt, Zigarrenasche zu sammeln, um sie im Erfolgsfalle auf mein graues Haupt zu streuen und meinen Irrtum zu bekennen.
Das werde ich nun wohl bei sich bietender Gelegenheit am Rondell - an der S-Bahnstation Olympiastadion - machen müssen. Denn nach immer weiter gehenden Protesten, deren Ende nicht absehbar war, ist erst ein Investor abgesprungen, und nun hat die DFL das gesamte Verfahren gestoppt. Ist die Liga also vor den Ultras eingeknickt, wie spezielle Medien bereits vermelden? Natürlich ist es nicht so einfach.
Wenn einerseits mit den tollen Fans im deutschen Profifußball geworben wird, mit Bildern von aufwendigen Choreografien und der fantastischen Stimmung in den Stadien, und andererseits diese Fans mit untragbaren Entscheidungen überrollt werden, dann passt das eben nicht zusammen. Die Angst davor, dass rote Linien überschritten werden, war einfach zu groß. Beispielsweise möchte niemand ein Pokalfinale in einem Emirat sehen - das soll bitte weiter im Olympiastadion ausgetragen werden. Nun also die Notbremse - und das ist erstmal gut so.