Aufmerksame Leser rufen bei der NORDSEE-ZEITUNG an, die Initiative Baumrettung Lehe ist bereits in Alarmbereitschaft. Die Stadt Bremerhaven lässt auf den gültigen Magistratsbeschluss Tatsachen folgen: Für die Kita Weichselstraße fallen Bäume. Kritik kommt aus der Opposition.
Neue Kita Weichselstraße: Um diese Baumaßnahme hat es viele Diskussionen gegeben, denn die Anwohner möchten nicht, dass ein kleiner Wald dem Neubau weichen muss. Andere halten außerdem die Nähe zum Rotlichtviertel für problematisch.
Dass nun gerodet wird, gefällt Claudius Kaminiarz von den Grünen nicht: „Der Magistrat lässt den Wald an der Weichselstraße planieren und setzt sich so mit Gewalt über alle Alternativvorschläge und die Sorgen vieler Menschen vor Ort hinweg“, sagt er.
Zu wenig Unterstützer für Bürgerbegehren
Auch die Fraktion „Wir für Bremerhaven“ kritisiert den Beginn der Rodungsarbeiten. Viele Bürger hätten sie angerufen und schilderten, dass unter Flutlicht seit den frühen Morgenstunden scheinbar mit Hochdruck gearbeitet werde, sagt Fraktionschefin Bianca Ax.
Für ein Bürgerbegehren gegen den Bau hat die Baumrettung Lehe nicht genug Unterschriften sammeln können. Eine Petition wurde bei der Stadt eingereicht. Am 4. Februar schauen sich Gutachter das Areal an. Doch die Petition hat keine aufschiebende Wirkung, erklärt eine Magistratssprecherin.
Kita-Plätze werden im Quartier dringend benötigt
Deshalb folgt die Stadtverwaltung dem politischen Mehrheitsbeschluss: „Um den dringend benötigten Neubau der Kita an der Weichselstraße beginnen zu können, wird seit Mittwoch das Baufeld freigemacht“, heißt es in einer Mitteilung.
Es werde eine Kita mit insgesamt 120 Plätzen entstehen. „So stellen wir sicher, dass jedem Kind der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz gewährt wird“, erklärt Sozial-Stadtrat Martin Günthner (SPD) schriftlich.
Umweltschutzbehörde genehmigt Eingriff
Auf dem Gelände an der Weichselstraße entsteht neben der 1.250 Quadratmeter großen Kita auch ein 1.900 Quadratmeter großes Außengelände. Die Arbeiten seien nötig: „Bevor die Bauarbeiten beginnen, muss das Baufeld von Überresten der Parzellen, Gestrüpp und Bäumen befreit werden“, so Günthner. Auch der giftige Bärenklau werde entfernt.
Jüngst hatten Anwohner und die Initiative vermutet, dass auf dem Gelände Fällarbeiten ohne Genehmigung laufen. Das hatte der Magistrat vehement zurückgewiesen. Es handelte sich um die Räumung einer gekündigten Gartenparzelle. Die Umweltschutzbehörde habe die Rodung der Waldfläche nun genehmigt.
Brigitte Weinhold von der Initiative Baumrettung Lehe sieht den Kampf als verloren an. „Das Wohnen im Grünen mit all den Tieren, das das Leben in diesem Viertel so attraktiv machte, ist Geschichte“, beklagt sie. Wer wolle in einer Betonwüste leben?
Die Stadt muss nach der Rodung für Ausgleich sorgen. Die zu kompensierende Fläche beträgt 872 Quadratmeter Wald. Die Fläche wird bis Ende 2025 in Wulsdorf (Am Weg 91) ersetzt. „Zusätzlich zu Bäumen werden wir dort Brutkästen für Vögel und Nistkästen für Fledermäuse anbringen“, so Günthner.
Entfernung von Gefahrpflanzen
Die Ausgleichsfläche liegt nicht im Quartier. Das kritisiert Kaminiarz: „Lehe ist enorm dicht bebaut. Den Menschen dort helfen die geplanten Ausgleichsmaßnahmen in Wulsdorf nichts.“
Die Genehmigung umfasst das Fällen von drei weiteren Bäumen, die auf städtischem Grund, aber außerhalb der Waldfläche liegen. Wann die Bauarbeiten für die Kita beginnen, steht noch nicht fest.