Bremerhaven

Bayreuth, Wagner und warum meine Sandale meinen Festspiel-Genuss sabotiert

Moin: In der täglichen Kolumne erzählen unsere Reporter Erlebtes, mal launig, mal ernster. Heute geht es um einen Schuh, „Aschenputtel“ und Richard Wagner.

Stellen Sie sich vor, Sie sind in Bayreuth. Auf dem „grünen Hügel“. Aufgehübscht für die Wagner-Festspiele - Sie haben eine Rheingold-Karte geschenkt bekommen. So was gibt‘s. Und nun stellen Sie sich Ihre liebste Ausgeh-Sandalette vor. Schlicht, edel, Leder. Und Sie flanieren bei Bruthitze so um den „Weihetempel“, das weltberühmte Festspielhaus herum, zwischen 1000 Wagnerianern. Treffen sogar alte Bremerhavener Bekannte, plaudern - und denken plötzlich irritiert: Wieso ist mein Fuß so leicht? Sie heben das linke Bein, und die Sandalette - eben noch fest um den Spann - ist nicht mehr dran. Die liegt einen Schritt dahinter. Aufgelöst. Nicht aufgegangen. Die Spann-umspannende, Fuß im Schuh haltende breite Schnalle baumelt lose an der Sohle. Klebstoff und Hitze... 10 Minuten vor Rheingold-Beginn humpele ich zur Schattenbank, zücke mein Notfall-Heftpflaster, bastele. Hält nicht. Eine Dame sieht‘s, lacht mit mir Duett, zaubert ein Haargummi hervor, damit will ich den Schuh am Fuß festhalten. Zwecklos. Nach drei Humpelmetern sag‘ ich: Wenn, dann richtig - und ziehe auch den rechten Schuh aus. Barfuß wandle ich durchs Festspielhaus, kaum eine Socke guckt mir auf die Füße. Zurück in Bremerhaven geht mein erster Weg zur Pferdebade. Da werkelt mein Retter. „Mister Minit“ kriegt die Sandalette picobello wieder hin. Bestens. Die hat nämlich demnächst wieder Auftritt: In der „Turandot“-Premiere!

Susanne Schwan

Reporterin

Die gebürtige Düsseldorferin studierte an der Musikhochschule und war 12 Jahre Theaterschauspielerin. Nach Rundfunk-Ausbildung und Volontariat bei der NORDSEE-ZEITUNG ab 1999 leidenschaftliche Menschen- und Geschichtensammlerin. Nebenbei noch Auftritte mit Literaturprogrammen.

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