„… ein Leben kann Schatten werfen über den Mond. Ich möchte leben. Ich will lieben und hassen und Lasten heben und das Leben mit Händen fassen. Schau, das Leben ist so bunt. Ich will nicht sterben, nein! Nein!“ Als Selma Meerbaum diese Zeilen – eines ihrer letzten Gedichte – im KZ Michailowka im Osten der Ukraine in ein kleines Notizheft kritzelt, ist sie 18. Kurz darauf kommt das jüdische Mädchen aus Czernowitz im Lager um. Auf abenteuerliche Weise haben ihre 57 zärtlichen, tiefen, beherzten und klarsichtigen auf Deutsch verfassten Gedichte Jahrzehnte später den Weg hinaus in die Welt gefunden.
„Selmas Verse gehören zur Weltliteratur“
„Ich habe ihre Gedichte vor Aufregung weinend gelesen“, schrieb 1980 die große jüdische Dichterin Hilde Domin, als ihr das Heftchen in die Hände fiel, „Selmas Verse gehören zur Weltliteratur.“ Doch die Welt kennt das Leben und Schreiben Selma Meerbaums viel weniger als zum Beispiel die Tagebücher der Anne Frank. Zum 100. Geburtstag Selmas stellen Susanne Schwan und Musiker Simon Bellett die außergewöhnliche frühvollendete Dichterin und dabei vor Lebenslust übersprudelnde junge Frau in ihren Gedichten, Briefen und ihrer Biografie vor: Am Freitag, 18. Oktober, um 19 Uhr, in der Stadtbibliothek Bremerhaven. Karten für 10 Euro gibt es unter 0471/5902555 oder an der Abendkasse. (pm/axt)