Ich kenne Mitmenschen, die haben während der zurückliegenden Wochen jede freie Minute damit zugebracht, gebannt auf einen Bildschirm zu starren. Olympia hatte sie in seinen Bann gezogen und nicht losgelassen. Das Leben derer war bestimmt von dem, was sich in Paris zutrug. Egal, welche Sportart, egal, ob Vor- und Endlauf - getrieben vom Verlangen, so viel, wie nur möglich, live mitzuerleben, ließ manch einer alle Anzeichen schwerer Abhängigkeit erkennen.
Für mich nicht nachvollziehbar, bin ich doch der felsenfesten Überzeugung, dass die von Sportlern gezeigten Leistungen nicht ausschließlich auf Veranlagung, Trainingsintensität, vergossenem Blut und Schweiß, geflossenen Tränen oder gar dem Willen beruhen. Vielmehr dürften Substanzen dazu verholfen haben, die Kraft und Ausdauer stärken, die Psyche vernebeln, Schmerzen unterdrücken.
Das systematische Doping im internationalen Sport ist so alt, wie ich es bin. Und so lange laufen die Fahnder den Tätern und den Panschern in gehörigem Abstand hinterher. So scheint es jedenfalls. Und als geradezu heuchlerisch empfinde ich es, wenn ein ums andere Mal „Skandal“ geschrien wird, sobald ein gedopter Sportler erwischt und überführt wird.