Zeven

Weihnachten verschieben oder die nicht existenten Tage zwischen den Jahren

Irgendwie kommt jedes Jahr dessen Ende immer sehr plötzlich. Als wüssten wir nicht, was an Organisatorischem uns rund um die Jahresendfeste erwartet. Kann, und vielleicht auch sollte man kleine Aufmerksamkeiten an seine Liebsten das ganze Jahr über sammeln und verteilen, ist das Drumherum an sich aber ein Termingeschäft: Der Tannenschmuck muss möglichst frisch sein, die Kekse ebenso und auch das Festessen lässt sich nur schwer verschieben. Gleiches gilt für die Sause zum Jahreswechsel.

Während also schon unsere Formulierung „zwischen den Jahren“ verdeutlicht, dass diese Tage nicht existent oder zumindest zu spät zum Planen der Feier sind, bin ich froh, in meiner Familie ein halbwegs entspanntes Verhältnis zu haben. Mein Schwiegervater war als Kapitän des Öfteren selbst nicht bei seiner Familie und wenn er nicht auf See gewesen ist, mimte er den Weihnachtsmann für befreundete Familien. Ihm ist es deshalb recht, das Fest notfalls auf Januar, oder auch den 30.12. zu verschieben. Sagt er. Angesichts der Zerreißprobe, die „Weihnachten mit der Familie feiern“ für uns bedeutet: Mein Schwiegervater und mein Schwager leben fast eine Stunde mit dem Auto von mir entfernt, mein Bruder nebst Familie schon fast drei Stunden und meine Mutter knappe fünf Stunden.

Seit meine Kinder dazu eine Meinung äußern können, gilt für sie Heiligabend im heimischen Wohnzimmer als gesetzt.

Während sich der Besuch bei Schwiegervater meist noch problemlos arrangieren lässt, ist die Fahrt bei winterlichen Straßenverhältnissen ins ferne Hessen eher ein zusätzlicher Zeitfresser. Meine Mutter weiß natürlich, dass die Fahrerei als Familie stressig ist und verzichtet nötigenfalls auf unseren Besuch. Sagt sie. So recht glauben kann ich es nicht. Und so hatten wir in den vergangenen Jahren schon viele Varianten durch, wann wo zusammengesessen werden konnte. Im vergangenen Jahr war meine Mutter bei uns und das beste Geschenk: Angesichts des Weihnachtshochwassers, das unseren Keller flutete, waren wir dann schon drei Erwachsene, die in Schichten von je vier Stunden den selbst gebastelten Pumpensumpf bis zu sechsmal jede Stunde leerpumpen konnten.

Monika Hahn

Monika Hahn ist im hessischen Hochtaunuskreis aufgewachsen und lebt heute in Bremervörde. Sie hat Medienwissenschaften studiert. Nach mehreren Jahren freiberuflicher Tätigkeit ist sie seit 2024 als Reporterin an Bord bei der Zevener Zeitung.

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