Zeven

Was für ein unglaubliches Auf und Ab der Emotionen

Im Grunde ist dieser Kaffeebecher mit dem Aufdruck „Ich möchte nicht über das vergangene Wochenende reden“ ein praktisches Utensil. Bei Bedarf steht er demonstrativ auf dem Tisch - oder eben nicht. Der Samstag war ein Muster, wie sich das wandelt. Nach dem bescheidenen Auftakt meiner Hertha in die neue Spielzeit - wir haben das Heimspiel mit 1:2 gegen Paderborn verloren - war die Euphorie um den neuen Trainer und die Neuzugänge förmlich verraucht. Aber es ist nur der erste Spieltag. Obwohl, jetzt müssen wir zum HSV, das wird ziemlich hart.

Am Abend spielten dann die deutschen Mädels gegen Kanada, es ging um den Einzug in das Halbfinale bei Olympia. Fußball kann begeistern, dieses Spiel war vor allem spannend. Bei den Männern geht man davon aus, dass sie ihre Elfmeterschießen gewinnen, von den Frauen war das noch nicht so bekannt.

Jetzt sollten alle den Namen Ann-Kathrin Berger kennen. Was für ein unglaublicher Auftritt. Sie hat eine Krebserkrankung überwunden, wurde gegen die Meinung vieler Experten von Bundestrainer Horst Hrubesch zur Nummer 1 im deutschen Tor gemacht. Es gab ständig Diskussionen um zu viele Fehler. Und nun dieses Viertelfinale.

Zunächst pariert Berger zwei Elfmeter der Kanadierinnen. Eigentlich sogar drei, aber der dritte rutscht ihr unter dem Körper durch und trudelt über die Linie ins Tor. Völlig egal, nach ihren zwei Paraden und einem deutschen Fehlschuss muss die letzte Schützin nur noch treffen. Berger tritt selbst an und verwandelt eiskalt. Was für eine Top-Leistung - jetzt ist alles möglich. Und der Kaffeebecher bleibt einfach im Regal.

Andreas Kurth

Reporter

Andreas Kurth ist gebürtiger Rotenburger, hat dort das journalistische Handwerk gelernt. Er hat Politik und VWL in Hamburg studiert, mit dem Diplom abgeschlossen. Seit April 1993 ist er Redakteur bei der Zevener Zeitung.

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