Neulich saß ich gemütlich auf dem roten Ledersofa in meinem Wohnzimmer mit Blick in den Garten, hatte die Terrassentür geöffnet, weil es ein schöner, milder Frühsommerabend war, und beobachtete fasziniert das Schauspiel, das sich da auf dem Rasen vor mir bot. Es handelte sich um zwei miteinander kämpfende Amseln. Sie flatterten aufgeregt hin und her, schlugen mit den Flügeln, hackten mit den orangefarbenen Schnäbeln aufeinander ein und versuchten jeweils auf dem Körper der anderen zu landen. Und sie verfolgten einander. Ich war gleichermaßen fasziniert und geschockt.
Geschockt vor allem deshalb, weil es hier offenkundig sehr aggressiv zuging, die beiden Vögel nicht voneinander abließen und dazu noch laute, knallende Geräusche machten. Das Ganze dauerte bis zum Einbruch der Dunkelheit, als ich die Terrassentür schloss. Erst dann war Ruhe. Endlich.
Aber warum haben die Tiere das gemacht? Da ich kein Biologe oder Ornithologe bin, beschloss ich im Internet nachzuschlagen.
Ich erfuhr, dass Amseln zu den häufigsten Vögeln in Europa zählen. Da sie wenig Scheu vor dem Menschen zeigen, kann man sie leicht dabei beobachten, wie sie unter Laub nach Futter suchen oder über Rasenflächen hüpfen und nach schmackhaften Regenwürmern Ausschau halten. Stimmt, dachte ich. Und ich erfuhr, dass männliche Amseln zu den besten Komponisten im Vogelreich zählen und im Frühling und Sommer morgens und abends die schönsten Konzerte geben. Nur meine zwei Kampf-Amseln nicht, die blieben stumm. Hatten auch gar keine Zeit für Musik, während sie sich miteinander beulten.
Doch warum nur um alles in der Welt kämpfen Amseln? Ich recherchierte weiter und erfuhr Folgendes: Außerhalb der Brutzeit ist die Amsel ein geselliger Vogel. Doch wenn es um die Besetzung und Verteidigung der Reviere geht, liefern sich die Amselmännchen mitunter spektakuläre Kämpfe. Dabei picken die Vögel einander in die Brust und steigen mehrere Meter in die Luft. Werden die Kämpfe intensiver, verkrallen sich die Vögel häufig ineinander und kämpfen am Boden weiter. Gelegentlich kommt es sogar zu Kämpfen zwischen den Weibchen. Du lieber Gott, dachte ich nur. Da sage noch einer, dass es im Tierreich immer friedlich zugeht. Stimmt ja gar nicht. Meine zwei Kampf-Amseln beweisen das Gegenteil. Und wenn sie nicht die auch durch unseren Garten stromernden Katzen geholt haben, kämpfen sie vermutlich weiter.