Wer in sozialen Netzwerken unterwegs ist oder sich manche Demo ansieht, kann den Eindruck gewinnen, Deutschland stünde kurz vor einem Bürgerkrieg. Wie nahe ist das an der Realität?
Das ist weit weg. Auch wenn man sagen muss, dass manches, was publiziert wird oder auf der Straße stattfindet, erschreckt. Da ist schon auch eine Enthemmung zu beobachten. Es sind aber die Extrempositionen in der Gesellschaft, die wir da sehen. Zahlenmäßig ist das keine Größenordnung, die im Verhältnis steht etwa zu den Menschen, die nach dem Correktiv-Bericht bundesweit auf die Straße gegangen sind. Die gesellschaftliche Mitte, das zeigt auch unsere Studie, ist nach wie vor verhältnismäßig breit.
Eine zentrale Aussage der Studie lautet: Es gibt keine gespaltene Gesellschaft in Deutschland. Stattdessen sprechen Sie davon, dass die Diskussionen eher Ausdruck einer lebendigen Debattenkultur einer – wenn auch leicht reizbaren – Gesellschaft sind, die aber von einem Grundkonsens getragen wird. Worin besteht dieser Konsens?
Das hängt vom gesellschaftlichen Problem ab. Diskutieren wir über Fragen der Selbstbestimmung und sexuellen Identität, zeigt sich eine große Toleranz. Beim Thema Migration gibt es radikale Positionen, die Mehrheit aber wünscht sich eine geregelte Zuwanderung und Integration. Die Leute sehen den Bedarf an Fachkräften und wollen, dass Menschen etwa vor einem Krieg Schutz finden. Das ist Konsens. Dabei stellt sich die Frage, wieviel verkraftbar ist. Das ist ein Konfliktfeld, das man aushalten muss, es spaltet aber nicht die Gesellschaft.
Lässt sich dieses Ergebnis aufrechterhalten vor dem Hintergrund, dass in einigen Bundesländern Umfragen zufolge jeder Dritte eine als rechtsextrem eingestufte Partei wählen würde? Ein gesellschaftlicher Konsens war ja lange, solche Parteien nicht zu wählen. Parteien wie NPD, Republikaner und DVU waren nie so stark und meist schnell wieder bedeutungslos.
Es hat sich da schon etwas verschoben in der politischen Mitte. Es gab auch schon in den 70er und 80er Jahren Zuspruch für chauvinistische und rechte Positionen. Diese Wähler wurden damals aber von den demokratischen Parteien eingepflegt. Sie wurden durch die Parteien pazifiziert. Sie konnten sich politisch einbringen, mussten sich aber in vielen Themen auch auf die Partei einlassen. Heute haben wir eine Partei, die ein Interesse an einer Ressentiment-Kultur hat und die Migration zu einem Spaltungsthema macht. Viele fühlen sich dadurch ermutigt.
Konflikte entfachen laut der Studie oft an Triggerpunkten. Was ist damit gemeint?
Das ist auch ein Bild. Viele kennen den Begriff aus der Physiotherapie. Hier sind es Sollbruchstellen der politischen Debatten, Themen, die eine stark emotionalisierende Wirkung haben und über die unerbittlich gestritten wird. Die Heizungsdebatte ist dafür ein Beispiel, der Veganismus oder das Gendern. Die Menschen haben das Gefühl, dass die Politik in ihren Alltag reinregiert.
Das ist weit weg. Auch wenn man sagen muss, dass manches, was publiziert wird oder auf der Straße stattfindet, erschreckt. Da ist schon auch eine Enthemmung zu beobachten. Es sind aber die Extrempositionen in der Gesellschaft, die wir da sehen. Zahlenmäßig ist das keine Größenordnung, die im Verhältnis steht etwa zu den Menschen, die nach dem Correktiv-Bericht bundesweit auf die Straße gegangen sind. Die gesellschaftliche Mitte, das zeigt auch unsere Studie, ist nach wie vor verhältnismäßig breit.
Eine zentrale Aussage der Studie lautet: Es gibt keine gespaltene Gesellschaft in Deutschland. Stattdessen sprechen Sie davon, dass die Diskussionen eher Ausdruck einer lebendigen Debattenkultur einer – wenn auch leicht reizbaren – Gesellschaft sind, die aber von einem Grundkonsens getragen wird. Worin besteht dieser Konsens?
Das hängt vom gesellschaftlichen Problem ab. Diskutieren wir über Fragen der Selbstbestimmung und sexuellen Identität, zeigt sich eine große Toleranz. Beim Thema Migration gibt es radikale Positionen, die Mehrheit aber wünscht sich eine geregelte Zuwanderung und Integration. Die Leute sehen den Bedarf an Fachkräften und wollen, dass Menschen etwa vor einem Krieg Schutz finden. Das ist Konsens. Dabei stellt sich die Frage, wieviel verkraftbar ist. Das ist ein Konfliktfeld, das man aushalten muss, es spaltet aber nicht die Gesellschaft.
Lässt sich dieses Ergebnis aufrechterhalten vor dem Hintergrund, dass in einigen Bundesländern Umfragen zufolge jeder Dritte eine als rechtsextrem eingestufte Partei wählen würde? Ein gesellschaftlicher Konsens war ja lange, solche Parteien nicht zu wählen. Parteien wie NPD, Republikaner und DVU waren nie so stark und meist schnell wieder bedeutungslos.
Es hat sich da schon etwas verschoben in der politischen Mitte. Es gab auch schon in den 70er und 80er Jahren Zuspruch für chauvinistische und rechte Positionen. Diese Wähler wurden damals aber von den demokratischen Parteien eingepflegt. Sie wurden durch die Parteien pazifiziert. Sie konnten sich politisch einbringen, mussten sich aber in vielen Themen auch auf die Partei einlassen. Heute haben wir eine Partei, die ein Interesse an einer Ressentiment-Kultur hat und die Migration zu einem Spaltungsthema macht. Viele fühlen sich dadurch ermutigt.
Konflikte entfachen laut der Studie oft an Triggerpunkten. Was ist damit gemeint?
Das ist auch ein Bild. Viele kennen den Begriff aus der Physiotherapie. Hier sind es Sollbruchstellen der politischen Debatten, Themen, die eine stark emotionalisierende Wirkung haben und über die unerbittlich gestritten wird. Die Heizungsdebatte ist dafür ein Beispiel, der Veganismus oder das Gendern. Die Menschen haben das Gefühl, dass die Politik in ihren Alltag reinregiert.