Der Mensch gehört gern dazu, fühlt sich sicher, wo er sich unter seinesgleichen wähnt und meint dennoch, aus der Masse herauszustechen. Beispielhaft sei darauf verwiesen, dass Angehörige verschiedener sozialer Gruppen jeweils nahezu uniform gekleidet sind, eine zuweilen zum Verwechseln ähnliche Haarpracht tragen, den gleichen Wortschatz pflegen.
Das war immer so. Dennoch greife ich es an dieser Stelle auf, weil mich der neuerdings geradezu inflationäre Gebrauch eines Wortes beschäftigt. Nein, ich meine nicht verbale Abszesse wie Digga oder Bro, die als soziodemografische Merkmale herangezogen werden können. Auch nicht Jugendwörter, die aus dem Englischen oder Arabischen entlehnt sind. Ebenso wenig Manager-Vokabeln, sondern „genau“.
Wann immer ich in diesen Tagen eine Präsentation verfolge, einen Vortrag höre, freier Rede lausche und der Referent/die Referentin noch keine 40 Jahre zählt, fällt im Abstand von etwa zehn Wörtern „genau“. Dieser Umstand beschäftigt mich, weil ich die „genau“-Nutzer bislang keinem Milieu zuordnen kann. Ich vermag keine Übereinstimmungen zu erkennen. Kein Raster will passen.
Vielleicht ist „genau“ aber auch einfach nur das neue „äh“.