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Ohne Schiri kein Spiel - Referees sind Mangelware, das soll sich ändern

Bisher hat jeder der neun Kreise des Fußball-Bezirks Lüneburg allein bestimmt, wie ihre Vereine genügend Schiedsrichter für den Spielbetrieb stellen. Damit ist jetzt Schluss. Das "Lüneburger Modell" setzt eine einheitliche Regelung in Kraft.

Schiedsrichter

So ein Schiedsrichteraufgebot gibt es im Frauenfußball nur, wenn Bundesligavereine in der Region spielen. Wie hier die Frauen des SV Werder Bremen gegen die Zweitliga-Mannschaft der HSV-Frauen. Foto: Ernst Matthiesen

"Bisher gab es Schlupflöcher beim Schiedsrichterfehl, so dass die Konsequenzen nicht immer angewendet werden konnten“, so Calvin Dieckhoff, Schiedsrichterobmann des Kreises Rotenburg. Das soll jetzt anders werden. Wenn also ein Verein nicht genügend Schiedsrichter stellt („Schiedsrichterfehl“), wird eine Geldstrafe verhängt, es kann sogar auch Punktabzüge zum Saisonstart geben.

Betroffen sind davon alle Vereine bis hinauf zur Oberliga. Der Fußball-Bezirk verspricht sich durch diese neue Regelung, dass der Schiedsrichtermangel beseitigt wird. Schließlich hat die Bestrafung, die es auf Kreisebene schon seit Jahren gab, gut funktioniert.

„Die Vereine haben schon reagiert. Dadurch haben wir fast 60 neue Schiedsrichter im Kreis Rotenburg gewonnen“, freut sich Calvin Dieckhoff. Auch wenn es bei manchen Vereinen so ankommt – eigentlich soll mit der neuen Maßnahme gar kein Druck ausgeübt werden: „Unser Ziel ist es nicht, die Vereine zu bestrafen, vielmehr wollen wir ihnen zeigen, dass es so nicht weitergehen kann", so die Arbeitsgruppe Schiedsrichterfehl, die aus Delegierten der neun Kreise des Bezirks Lüneburg besteht. Denn wenn sich nichts ändert, könnte der Spielbetrieb in einigen Ligen bald eingestellt werden, so die Arbeitsgruppe.

Hermann Klindworth, Vorsitzender des Heeslinger SC, kann das Ansinnen des Verbandes deshalb auch verstehen. „Wir Vereine müssen in die Puschen kommen, aber woher sollen wir die Schiedsrichter denn nehmen? Wir bräuchten zwölf, haben aber aktuell nur sieben. Wir arbeiten daran, welche zu stellen - doch unser Fußballobmann hat die Erfahrung gemacht, dass immer weniger Leute Lust haben, sich ehrenamtlich zu engagieren.“

Auch beim FC Ostereistedt/ Rhade sieht man die Problematik. „Wir schaffen es einfach nicht, die Leute zu begeistern. Es liegt aber nicht nur an der mangelnden Motivation von Ehrenamtlichen, sondern auch am aggressiven Verhalten ihnen gegenüber. Besonders die jungen Schiris sind nicht bereit, sich von Spielern, Besuchern oder Eltern beleidigen zu lassen“, weiß Andreas Kierath aus Erfahrung.

„Unser Fußballobmann begleitet die Nachwuchs-Schiris sogar zu ihren ersten Spielen, damit sie die Angst verlieren“, ergänzt Hermann Klindworth vom Heeslinger SC.

„Hier müssen wir ansetzen und den Schiedsrichtern zeigen, dass wir hinter ihnen stehen. Doch den Vereinen fehlt dafür die Unterstützung vom Landesverband oder vom DFB“, so Kierath weiter. Dabei könnte der Verband auch ganz andere Wege gehen, um die Misere zu bewältigen. Vorschläge aus den Vereinen gibt es.

„Warum müssen wir in der 3. oder 4. Kreisklasse überhaupt Referees haben, können wir Erwachsene es nicht ohne Schiris schaffen? Schließlich erwarten wir das von den Kids ja auch“, so die Idee von Andreas Kierath.

Einen anderen Ansatz hat der MTSV Selsingen. Dort hat man bemerkt, dass viele junge Menschen gar nicht mehr die Zeit haben, die erforderlichen Einsätze zu pfeifen und deshalb gleich ganz verzichten. „Deshalb sollten wir vielleicht von der starren Regelung abweichen, dass ein Referee eine festgelegte Anzahl von Spielen pfeifen muss. Stattdessen könnten wir auf ein Punktsystem umschwenken, das festlegt, wie viele Spiele ein Verein zu pfeifen hat“, so MTSV-Obmann Detlef Detjen. Der Schiedsrichtermangel bleibt jedenfalls ein heiß diskutiertes Thema, das auch weiterhin Zündstoff bieten wird.

Dass Schiris am Wochenende gleich mehrmals im Einsatz sind, wie hier Hans-Rolf Sliwa, ist mittlerweile zur Normalität geworden.

Hans-Rolf Sliwa, Mitglied im Schiedsrichterausschuss, ist am Wochenende auch schon mal mehrfach im Einsatz. Foto: Ernst Matthiesen

Ernst Matthiesen
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