Niedersachsen

Mehr als 15.000 Ukrainer arbeiten in Niedersachsen

Vor zwei Jahren hat der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine begonnen. Viele Ukrainer flüchteten daraufhin nach Niedersachsen. Mehrere Tausend haben mittlerweile Arbeit gefunden - auch an Schulen.

Von Marc Niedzolka und Christopher Weckwerth, dpa
23. Februar 2024
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Ein Bauarbeiter steht mit einem Gasbrenner beim Bau eines Mehrfamilienhauses im Neubaugebiet.

Ein Bauarbeiter steht mit einem Gasbrenner beim Bau eines Mehrfamilienhauses im Neubaugebiet.

Foto: Julian Stratenschulte

Rund 15.500 der in Niedersachsen lebenden Ukrainerinnen und Ukrainer sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das geht aus einer Hochrechnung der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit für November vergangenen Jahres hervor. Aktuellere Zahlen lagen kurz vor dem zweiten Jahrestag des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine am Samstag noch nicht vor.

Die Zahl der ukrainischen Arbeitnehmer im Land wächst den Angaben zufolge: Im Juli 2023 waren noch knapp 1500 Ukrainer weniger in Niedersachsen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, im Januar vergangenen Jahres waren es noch etwa 4500 weniger.

Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 waren viele Menschen aus dem Land nach Deutschland geflüchtet. Hinzu kommen Ukrainer, die schon vorher in Deutschland gearbeitet haben.

Wie ein Sprecher des Innenministeriums am Freitag sagte, waren zuletzt rund 111.600 Ukrainerinnen und Ukrainer im Ausländerzentralregister für Niedersachsen registriert. Der Großteil der Menschen sei in den ersten drei Monaten nach dem Angriff Russlands nach Deutschland gekommen. Von Oktober 2022 bis September 2023 seien die Zahlen dann relativ konstant geblieben. Seither gebe es wieder einen leichten Anstieg. Die Aufnahme von Ukraine-Geflüchteten ist deutschlandweit nach einem bestimmten Schlüssel geregelt, Niedersachsen hat mehr Menschen aufgenommen, als anteilig notwendig wäre.

Für etwas Entlastung sorgen die ukrainischen Arbeitnehmer beispielsweise an den niedersächsischen Schulen, wo die Personalsituation insgesamt angespannt ist. Eine Sprecherin des Kultusministeriums sagte am Freitag, dass derzeit 446 Ukrainer an den Schulen beschäftigt seien. Darunter seien 50 Lehrkräfte und 396 pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die Zahl der ukrainischen Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen lag demnach bei der letzten Meldung bei etwas mehr als 19.000. Allerdings ist die Meldung für die Schulen nicht mehr verpflichtend, zuletzt beteiligten sich daran nur noch 73 Prozent.

Als arbeitslos gemeldet waren im Januar dieses Jahres landesweit rund 21.200 Ukrainerinnen und Ukrainer - etwa 1000 oder 4,6 Prozent weniger als im Januar 2023. Die Beschäftigten aus der Ukraine arbeiten nach Angaben der Arbeitsagentur hauptsächlich im verarbeitenden Gewerbe, im Baugewerbe sowie im Handel, Gastgewerbe und Sozialwesen.

Niedersachsens Arbeitsminister Andreas Philippi (SPD) sagte, die Zahlen zeigten, „dass sowohl die Ukrainerinnen und Ukrainer Bereitschaft zeigen, am Erwerbsleben teilzunehmen, wie auch der Arbeitsmarkt für diese Menschen offen steht.“

Dass die Beschäftigungsquote noch nicht höher sei, habe verschiedene Gründe. „Es gilt, anzukommen, Wohnraum zu finden, das Erlebte zu verarbeiten. Das braucht Zeit. Zudem ist zu bedenken, dass viele Frauen alleine mit ihren Kindern gekommen sind“, sagte der Minister. Vor einer Arbeitsaufnahme müssten Kinderbetreuung und Schule verlässlich geklärt werden. „Zudem ist die Teilnahme an Sprach- und Integrationskursen für viele Tätigkeiten eine Voraussetzung. Es werden aber immer mehr Ukrainerinnen und Ukrainer diese Kurse beenden und dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.“

Ministerpräsident Stephan Weil erinnerte anlässlich des Jahrestags des russischen Angriffs an das Leid der Menschen in der Ukraine. „Ganze Städte und Dörfer werden zerstört. Das Leid der Menschen ist unbeschreiblich“, teilte der SPD-Politiker am Freitag mit.

Anfang der Woche hatte Niedersachsen ein Partnerschaftsabkommen mit der ukrainischen Region Mykolajiw unterzeichnet. „Wir wollen ganz konkret vor Ort helfen“, erklärte Weil. Der stellvertretende Gouverneur der Region, Mykola Marinov, habe ihm sehr eindrücklich geschildert, wie insbesondere die Kinder unter dem andauernden Krieg litten.

Niedersachsen will die Region den Angaben zufolge mit humanitärer Hilfe, wirtschaftlicher Zusammenarbeit und beim Wiederaufbau unterstützen. Für dieses Jahr sind dafür im Landeshaushalt zwei Millionen Euro eingeplant.

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