Zeven

Kolumne und Geburtstagskarte - das sind Brüder im Geiste

Eine gute Kolumne setzt voraus, dass sich ein Thema findet, bestenfalls mit persönlichem Bezug und bitte nicht zu ernst, damit sie am Frühstückstisch oder in der Kaffeepause hinreichend Unterhaltung und Zerstreuung bietet. Nun denn, ich gebe zu, so ganz ohne Kontext bin ich aufgeschmissen.

Gib mir Kontext

Genauso geht es mir mit einer anderen Aufgabe des Alltags: Ich schreibe auch auf so manche Geburtstagskarte schlicht „Alles Gute zum Geburtstag“. Wahnsinnig einfallslos, aber ich finde das immer noch besser, als mich mit albernen Metaphern anzubiedern. Sehr gebrechlichen Menschen Gesundheit wünschen? Alleinlebenden Senioren zur Gesundheit auch noch viele Freunde dazu? Dem Alleinerziehenden mit Geldsorgen einen Lottogewinn? Mal ehrlich: das alles zu thematisieren, wäre zwar persönlich und aufrichtig, aber nach meinem Gefühl nicht passend. Ein Geburtstagsgruß soll Sorgen vergessen lassen, ermöglichen, den Tag mit ein paar Freuden des Lebens zu genießen. Chronisch Kranken Gesundheit zu wünschen bedeutet, sie an einem vielleicht bis dahin guten Tag an ihr Gebrechen zu erinnern. Eine allein in ihrem Haus lebende Seniorin, die erlebt, dass einstige Weggefährten nicht mehr da sind, darauf hinzuweisen, dass sie ja noch übrig ist? Auch nicht gerade charmant. Und gegen finanzielle Not den Lottogewinn? Sehr unrealistisch, geht’s auch ne Nummer kleiner?

Heiterkeit kommt nicht auf Kommando

Manchmal fallen mir gute, zur Person passende Worte ein. Das ist aber ausnahmslos dann der Fall, wenn ich Dinge kenne, die ihnen fernab aller Sorgen oder empfundenen Mängel ohnehin Freude bereiten, wie ihren Musikgeschmack oder das Lieblingsessen. In anderen Fällen ist ein wirklich ehrlicher Glückwunsch, verbunden mit einem „Danke für die Einladung. Ich freue mich auf ein paar schöne, gemeinsame Stunden auf der Feier“ die aufrichtigste Wahl. Ähnlich verhält es sich mit dieser Kolumne. Die Welt ist voll mit ernsten Themen, da fällt mir auch nicht immer aus dem Stegreif ein heiteres ein. Dann ist für mich mit einem herzlichen und einfachen „Moin“ schon alles gesagt.

Monika Hahn

Monika Hahn ist im hessischen Hochtaunuskreis aufgewachsen und lebt heute in Bremervörde. Sie hat Medienwissenschaften studiert. Nach mehreren Jahren freiberuflicher Tätigkeit ist sie seit 2024 als Reporterin an Bord bei der Zevener Zeitung.

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