Zeven

Internetkommunikation: Von Hoffnung und Überforderung

Vor 20 Jahren, ich war mitten im Studium, hatte das Internet ohne Smartphones noch nicht den Weg in unsere Hosentasche gefunden. Die Sozialwissenschaften betrachteten das weltumspannende Kommunikationsmittel optimistisch.

Die Hoffnung, dass endlich unterdrückte Minderheiten überall auf der Welt ein Gesicht und eine Stimme bekämen, war groß. Das Internet half Menschen, sich in von Despoten geführten Staaten zusammenzuschließen und so die Hoffnung, die Demokratieentwicklung voranzutreiben. Ich erinnere mich, dass die tägliche Berichterstattung wirklich differenzierter wurde. Menschen aus anderen Ländern teilten ihre Innensicht zum Ablauf von Wahlen oder zu gesellschaftlichen Konflikten. Vorher gab es das kaum. Alle Berichte entstanden zuvor immer durch die Filter von Medienschaffenden. Letztlich ist eine Plattform wie wikiLeaks ohne Internet unmöglich.

Ich erinnere auch, wie ich für eine Seminararbeit das „demokratische Potenzial der Internet-Kommunikation“ beleuchtete und sie als einen Gewinn wertete.

20 Jahre später zeigt sich das Problem an der Sache: Die Möglichkeit zur direkten Kommunikation wird rege genutzt, doch die Einordnung des Gesagten und Gezeigten überfordert uns. Information ist von Desinformation kaum zu unterscheiden und die KI erlaubt, Märchen zu erzählen, ohne dass es jemand merkt. Vielleicht sind manche unserer Erfindungen zu groß, um mit ihnen vernünftig umzugehen. Ich sehe heute wieder mehr Menschen, die bewusst digital „detoxen“ und versuchen, Abstand zu der von Algorithmen gelenkten Welt, mit emotionalen Hassbotschaften zu bekommen. Gleichzeitig tüfteln Softwareentwickler an News-Apps, die bewusst möglichst verschiedene Meinungen zu einem Thema ausspielen. Vielleicht liegt darin neue Hoffnung.

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