Niedersachsen
Holocaust-Überlebender schockiert: Debatte zu „Remigration“
Der Holocaust-Überlebende Albrecht Weinberg hat sich schockiert über die Zusammenkunft radikaler Rechter in Potsdam und die dabei diskutierte Vertreibung von Menschen gezeigt. „Was denken sich solche Leute“, sagte der 98-Jährige, der in der ostfriesischen Stadt Leer lebt, der Deutschen Presse-Agentur. „Haben die vergessen, was im Zweiten Weltkrieg war, was Deutschland angestellt hat?“ Dass sich nun so viele Menschen Rechtsextremismus entgegenstellten und für Demokratie und Grundrechte auf die Straße gingen, sei ermutigend. „Aber der Prozentsatz ist zu klein“, sagte Weinberg. Es brauche weiter mehr Aufklärung über die Nazi-Verbrechen und Erinnerungsarbeit.
Über den Begriff „Remigration“ wird seit Wochen diskutiert. Wenn Rechtsextremisten den Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang. Auslöser der Debatte über den Begriff waren Enthüllungen über ein Treffen radikaler Rechter in Potsdam, an dem AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion teilgenommen hatten. Dort hatte der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, darüber gesprochen.
Albrecht Weinberg überlebte die drei Konzentrationslager Auschwitz, Mittelbau-Dora im Harz, Bergen-Belsen bei Celle und mehrere Todesmärsche. Seine jüdische Familie wurde von den Nazis fast vollständig ermordet. 2012 kehrte er zusammen mit seiner Schwester aus dem Exil in den USA zurück in seine ostfriesische Heimat. Seitdem geht er in Schulen und berichtet Schülerinnen und Schülern von seinen Erinnerungen. Zusammen mit dem „Stern“-Journalisten Nicolas Büchse hat Weinberg seine Lebensgeschichte nun in einem Buch verfasst. „Damit die Erinnerung nicht verblasst wie die Nummer auf meinem Arm“ lautet der Titel der Autobiografie, die vor wenigen Tagen erschienen ist.