Während Bremervörder Fans und Spieler nach dem Schlusspfiff Jannes Hollstein mit „Holli, Holli“- Sprechgesängen feierten, wussten die Handballer der HSG Schwanewede/Neuenkirchen nicht so recht, was sie verbrochen hatten, dieses Spiel zu verlieren. Die Gäste bestimmten über weite Strecken das Geschehen in einer wilden Partie. Sie schienen mehrfach auf dem besten Weg, die zwei Punkte zu entführen, standen am Ende aber mit leeren Händen da. Genauso wie eine Woche zuvor, als sie gegen den TuS Rotenburg eine komfortable Führung im letzten Augenblick noch verspielt und 20:21 verloren hatten.
Die Bremervörder freuten sich hingegen, dass sie gerade noch die Kurve bekommen und im zweiten Heimspiel den zweiten Sieg geholt hatten. „Es war wohl das schwächste Heimspiel der letzten fünf Jahre. Am Ende ist es aber so, dass wir wussten, dass in dieser Halle, mit diesen Zuschauern immer etwas möglich ist. Wir hatten heute das Glück auf unserer Seite. Verdient haben wir uns die Punkte aber erst in den letzten fünf Minuten“, meinte TSV-Rückraumspieler Felix Weber.
Jannes Hollstein der Mann des Spiels
Nicht nur der spielende Co-Trainer wusste hinterher, wem die Mannschaft den nicht mehr für möglich gehaltenen Erfolg ganz besonders zu verdanken hatte. „Jannes hat heute eine Glanzleistung gezeigt“, meinte Weber. Die Krönung seiner starken Performance gelang „Holli“ wenige Sekunden vor der Schlusssirene. In der bis zur letzten Sekunde spannenden, temporeichen und zerfahrenen Partie mit sehr vielen technischen Fehlern setzte sich der Rückraumspieler auf der rechten Seite energisch durch und beförderte den Ball irgendwie ins kurze Eck zum 32:31-Siegtreffer. Die Halle stand Kopf, und Jannes Hollstein wurde von seinen Mitspielern überschwänglich gefeiert. „Bei mir hat heute ja vieles geklappt, und da dachte ich mir: Komm, der letzte geht jetzt auch noch rein“, meinte Bremervördes Matchwinner zu seinem neunten und entscheidenden Treffer. Die Grün-Roten hatten vor rund 300 Zuschauern in einem temporeichen Spiel bis zur 57. Minute nur einmal vorne gelegen; mit 1:0 durch Kreisläufer Jan-Ole Thode.
„Emotional war das fast so, als hätten wir gerade die Meisterschaft gewonnen“, sagte später Adnan Salkic, der seine Spieler 60 Minuten lang von der Bank aus gepusht hatte; immer in der Hoffnung, dass das Team das Match noch drehen würde. „Erst in den letzten zehn Minuten kam dann das, was wir brauchen, um Spiele zu gewinnen. Kampf, Einsatz und Emotionen“, sagte der Coach, der diese gewohnten Tugenden bei seiner Mannschaft zuvor vermisst hatte. „Ich hab mich natürlich riesig gefreut. Als Sportler tun mir die Schwaneweder aber ehrlich gesagt auch ein bisschen leid. Sie haben hier eine starke Leistung gezeigt und uns mit ihrem Tempospiel und der starken Abwehr wirklich weh getan“, so Salkic.
„Keine Lösungen mehr gefunden“
„In der Schlussphase haben wir keine Lösungen mehr im Angriff gefunden. Und die Erfahrenen bei Bremervörde haben es dann geregelt. Sehr schade für uns“, so das kurze sportliche Fazit von Gästecoach Thorben Kruse. Der beklagte sich allerdings auch darüber, dass in Bremervörde weiterhin kein Haftmittel benutzt werden darf. „Ich verstehe nicht, warum das hier immer noch geduldet wird“, sagte der HSG-Trainer. Der Konter von Felix Weber folgte prompt: „Schwanewede muss einmal in der Saison auf Backe verzichten, kann sich auf dieses eine Spiel vorbereiten und hat hier 31 Buden gemacht. Wir müssen 13 Mal pro Saison auswärts mit Harz spielen und können uns nicht darauf vorbereiten“, spielte der TSV-Rückraummann im BZ-Gespräch den Ball zurück.
Die nächste Aufgabe ohne „Backe“ steht für den TSV Bremervörde am 6. Oktober beim HC Bremen an. Die nächste Heimpartie bestreiten die Grün-Roten erst am 2. November. Dazwischen liegen Herbstferien und drei Auswärtspartien in Folge.
Spielfilm: 1:0, 2:5, 6:10 (15.). 10:10, 14:16 - 18:21, 24:24, 24:27, 26:28, 28:28, 30:31, 32:31. (mib)