Was ist eigentlich Deutsch? Was macht das Deutsche aus? Das habe ich mich oft gefragt. Ich habe dazu auch einige Bücher gelesen von klugen Leuten. Doch keines hat mich so richtig überzeugt. Ist es die Abstammung einer deutschen Mutter und einem deutschen Vater – also die biologische Linie?
Zweifellos ist da etwas Wahres dran. Bislang ergab das auch Sinn. Aber heute? Im 21. Jahrhundert? Wo Menschen so unterschiedliche Biografien auf sich vereinigen. Neulich habe ich in Bremerhaven bei einem Interview einen jungen Menschen kennengelernt, dessen Vater Franzose, die Mutter Nigerianerin war, er aber in Deutschland aufwuchs und selbstverständlich Deutsch sprach. War er kein Deutscher? Die Reduzierung des Deutschen allein auf die Biologie ergibt in unserer heutigen Welt mit Mobilität über Kontinente hinaus keinen Sinn.
Fragen wir also weiter. Macht das Deutsche vielleicht die Kenntnis von Goethe aus? Aber wie viele haben heute Goethe gelesen? Ich denke, es gibt viele, die mit dem Namen Werther eher eine Bonbon-Marke verbinden als den unglücklichen Typen aus einem Werk von Goethe, der über die Liebe zu einer Frau nicht hinwegkommt. Als ob es keine anderen Frauen auf der Welt gäbe...
Die Fragerei kann man unendlich fortsetzen und würde trotzdem nicht zu einem abschießenden Ergebnis kommen.
Übrigens: ich habe auch eine Theorie zu der Frage. Es gibt eine Konstante in Deutschland, egal wo man hinkommt. Und das ist: das Schimpfen über den Regen, zumindest das Hadern mit dem Wetter. Dazu fällt mir eine Reaktion einer Mitschülerin auf der Rückfahrt von einer Klassenfahrt nach Frankreich ein. Wieder in Deutschland, schrie sie in den Nachthimmel, als sie aus dem Bus stiegt „Scheiß Regen, typisch Deutschland.“
Eine sehr deutsche Reaktion, oder?