Wie fing alles an?
Im November 2019 gab es laut nachträglichen Analysen in China die ersten Fälle der mysteriösen Lungenerkrankung, die später den Namen Covid-19 erhielt. Am 31. Dezember 2019 informierten die chinesischen Behörden die Weltgesundheitsorganisation (WHO) über die „virale Lungenkrankheit unbekannter Ursache“. Dies markierte den Beginn einer Pandemie, die das Leben auf der ganzen Welt veränderte.
Müssen wir uns noch Sorgen machen?
„Covid ist immer noch keine normale Erkältung“, sagt der Berliner Virologe Christian Drosten. Zwar ist die Sterblichkeit deutlich gesunken, doch viele Menschen fühlen sich bei einer Infektion weiterhin sehr krank. Das liegt an der Immunität, die durch Impfungen und überstandene Infektionen aufgebaut wurde.
Laut Robert Koch-Institut (RKI) sind schwere Covid-19-Verläufe heute seltener. Betroffen sind vor allem Menschen mit Vorerkrankungen oder einem geschwächten Immunsystem, so Carsten Watzl von der TU Dortmund. Dennoch machen viele Menschen noch Corona-Tests, wenn sie erkältet sind – aus Gewohnheit oder Vorsicht.
Ist eine Corona-Impfung noch nötig?
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt Menschen ab 60 Jahren sowie Menschen mit Vorerkrankungen eine jährliche Corona-Auffrischungsimpfung im Herbst. Wie bei der Grippe gibt es keine allgemeine Impfpflicht, aber Risikogruppen wird zur Impfung geraten.
„Hausärzte haben bei der Impfentscheidung Ermessensspielraum“, erklärt Virologe Drosten. Auch scheinbar harmlose Diagnosen können ein Grund für eine Impfung sein. Die Impfstoffe werden regelmäßig an neue Virusvarianten angepasst, da Sars-CoV-2 evolutionsbedingt noch stark mutiert.
Long Covid: Wie hoch ist das Risiko?
Das Risiko, an Long Covid zu erkranken, ist bei den Omikron-Varianten deutlich niedriger als bei den ursprünglichen Varianten. Etwa sechs Prozent der symptomatischen Corona-Infizierten leiden noch drei Monate nach der Erkrankung unter Langzeitfolgen, sagt Virologe Drosten.
Long Covid äußert sich in Erschöpfung, Konzentrationsproblemen oder anhaltenden Atemwegsbeschwerden. Die deutschen Patientenleitlinien unterscheiden zwischen Long Covid (ab 4 Wochen nach der Infektion) und dem Post-Covid-Syndrom (ab 12 Wochen nach der Infektion). Eine standardisierte Therapie gibt es bislang nicht.
Warum sind Menschen häufiger erkältet als vor der Pandemie?
Die Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) zeigen, dass die Zahl der Atemwegserkrankungen höher ist als vor der Pandemie. Das liegt unter anderem daran, dass sich Sars-CoV-2 zu den bereits bekannten Erkältungsviren hinzugesellt hat.
„Früher war das Risiko, sich alle paar Jahre mit einem Coronavirus zu infizieren, relativ gering“, erklärt Carsten Watzl. „Heute kursieren mehr Atemwegsviren gleichzeitig, was die Zahl der Erkältungserkrankungen steigen lässt.“
Welche Folgen der Pandemie wirken bis heute nach?
Besonders Kinder und Jugendliche sind von den Folgen der Pandemie betroffen. Die Nutzung von Social Media stieg bei 10- bis 17-Jährigen sprunghaft an. Knapp ein Viertel (24,5 %) der Kinder in dieser Altersgruppe zeigt laut einer Untersuchung riskante Nutzungsgewohnheiten.
Auch psychosomatische Beschwerden wie Kopf-, Bauch- und Rückenschmerzen nahmen bei Schulkindern zu. Viele Jugendliche wurden während der Pandemie körperlich weniger aktiv und kehrten bis heute nicht zu ihren alten Bewegungsroutinen zurück. Experten warnen vor langfristigen Gesundheitsproblemen wie Übergewicht, Bluthochdruck oder Diabetes – besonders bei sozial benachteiligten Kindern.
Ist die Welt durch Corona eine andere geworden?
Die Corona-Pandemie hat die Welt verändert – so wie Seuchen es in der Geschichte Europas oft getan haben. Gerüchte und Verschwörungstheorien rund um das Virus und die Maßnahmen führten zu Misstrauen, das bis heute in der Gesellschaft spürbar ist.
„Schon im 19. Jahrhundert gab es bei Cholera-Ausbrüchen Lynchmorde an Ärzten“, sagt der Medizinhistoriker Karl-Heinz Leven. Das Streuen von Falschinformationen führte auch während der Corona-Krise zu einer Welle von Verschwörungserzählungen.
Haben wir aus der Pandemie gelernt?
Nur bedingt, sagen Fachleute. Zwar wurden Pandemie-Pläne überarbeitet, aber neue Gefahren, wie die Vogelgrippe H5N1, werden weiterhin nicht konsequent bekämpft. In den USA breitet sich das Virus derzeit in Milchviehbetrieben aus.
Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) warnt, dass Tiere wie Schweine als „Mischbatterien“ für neue Virusvarianten dienen können. Wenn verschiedene Influenza-Viren gleichzeitig in einem Tier vorkommen, kann ein neuer, gefährlicher Erreger entstehen.
Virologe Christian Drosten hält es für entscheidend, die Überwachung von Infektionen bei Mensch und Tier zu verbessern. „Das Risiko, dass verunreinigte Rohmilch an Schweine verfüttert wird, sollte nicht unterschätzt werden.“ (fk)