Zu Karfreitag schreibt Susanne Wendorf-von Blumröder, Superintendentin des evangelischen Kirchenkreises Bremerhaven:
Da war mal einer, der hat von Gerechtigkeit und Liebe geredet. Die Leute hörten ihm gerne zu. Als er aber immer konsequenter an seinem Glauben festhielt, brachte er die Herrschenden gegen sich auf. Es kam zum Verrat. Er floh nicht, sie nahmen ihn fest und stellten ihn vor Gericht. Ein Urteil wurde gesprochen. Er wurde gekreuzigt. Todesstrafe für einen Menschen.
Das geschah damals und es geschieht immer noch. Mit der Kreuzigung Jesu allerdings hat Gott Position bezogen. Die Fragen, warum Gott das zuließ, wo er denn war, damals, finden für mich die glaubwürdigste Antwort in den Worten, dass er da selbst hängt am Kreuz. Er ist bei denen, die tiefstes Leid erfahren müssen. Gott scheut das Elend nicht. Er nimmt sich all der Verzweiflung, den Schreien und Tränen an.
Die Angst um das Leben hat hier ihren Ort
Der Blick auf das Kreuz gibt uns die Möglichkeit, all die Gewalt, die es heute gibt, sehen zu können. Es sind so viele, die in dieser Zeit einen gewaltsamen Tod sterben. In der Ukraine, in Russland, in Gaza, in Israel, im Mittelmeer… Es sind so viele, die diese Toten betrauern müssen und die nach Gott fragen. Es sind ebenfalls viele, die krank sind, das Ende ihres Lebens vor sich sehen und Angst haben vor dem, was kommt.
Für all dieses Leiden ist der Karfreitag ein wichtiger Tag im Jahr. Die Angst um das Leben hat hier ihren Ort. Die Erinnerung an den Tod Jesu ist traurig. Es ist für so viele ein Tag, an dem Tränen fließen.
Tränen finden Trost am Kreuz. Da war einmal einer, der ist den Tod gestorben und ist wieder ins Leben gekommen. Aus der Hingabe am Kreuz kommt die Kraft, das eigene Leben nicht an Macht und Erfolg zu orientieren, sondern an Liebe und Lebenslust. Gott ist da im tiefsten Leid, wir fallen nicht tiefer als in seine Hand.
Das Licht des Ostermorgens kommt nach allen Tränen.
Gesegnetes Gedenken wünsche ich Ihnen.