Niedersachsen
Bericht über Missbrauch in Kirchengemeinde erwartet
Missbrauch galt lange als Problem der katholischen Kirche. Das ist ein Irrglaube, belegte kürzlich eine umfassende Studie zu sexualisierter Gewalt bei den Protestanten. Funktioniert die Aufarbeitung?
Ein Bericht über sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirchengemeinde Oesede wird am Dienstag (12.30 Uhr) in Hannover vorgestellt. Konkret geht es um Fälle aus den Jahren 1972 bis 1974. Der Beschuldigte war damals als Diakon in der Ausbildung in der Gemeinde im Landkreis Osnabrück tätig, wie die unabhängige Aufarbeitungskommission mitteilte. Dem Mann wird unter anderem schwerer sexueller Missbrauch eines elfjährigen Kindes vorgeworfen. Eine betroffene Person hatte die Fälle im Herbst 2021 öffentlich gemacht und die schleppende Aufarbeitung vonseiten der Landeskirche Hannovers kritisiert. Die Kirche habe schon 2010 von den Vorwürfen gewusst, aber nicht öffentlich nach weiteren möglichen Betroffenen gesucht.
Die unabhängige Aufarbeitungskommission, in der Wissenschaftler und Juristen sitzen, wurde im September 2022 beauftragt, die Ereignisse in der Gemeinde Oesede zu untersuchen. Oesede ist ein Stadtteil von Georgsmarienhütte. Die Landeskirche Hannovers sei nicht vorab über die Ergebnisse des Berichts informiert worden, teilte die Kommission weiter mit.
Ende Januar war die erste umfassende unabhängige Studie zur sexualisierten Gewalt in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und in der Diakonie vorgestellt worden. Die Autoren dieser Studie hatten unter anderem kritisiert, dass Betroffene in der Vergangenheit in der Regel von der evangelischen Kirche allein gelassen und ihre Erfahrungen lange ignoriert worden seien.