Die Rückreise von einem Seminar in Essen sollte eigentlich ein entspannter Ausklang werden - nun, das war sie definitiv, aber vielleicht nicht auf die Art, wie ich es erwartet hatte. Es war eine Reise, die meinen Koffer und mich auf eine echte Belastungsprobe gestellt hat - und dabei jede Menge belustigende Momente für andere bereithielt.
Als ich am Bahnhof in Essen stand und auf meinen Zug wartete, schien mein Koffer noch in bester Verfassung zu sein. Doch da hatte ich mich getäuscht. Bei der ersten Haltestelle fing das Drama an: Drei meiner sechs Rollen beschlossen, dass sie keine Lust mehr hatten, und verabschiedeten sich. Nun ja, dachte ich, drei Rollen sind auch noch genug, oder?
Die Optimistin in mir ließ sich nicht so leicht entmutigen, also stieg ich in den nächsten Zug um. Als ich am Bahnhof in Osnabrück ankam und meinen Koffer aus dem Zug hieven wollte, passierte das Unvermeidliche: Mein Griff brach ab. Ich sah ihn nur noch traurig auf dem Bahnsteig liegen. Nun gut, dachte ich. Ein Griff reicht doch auch noch, oder?
Doch das Schicksal hatte offenbar einen anderen Plan. Als ich völlig verschwitzt durch das Tragen meines schweren Koffers in Bremen ankam und mich auf den nächsten Zug vorbereitete, passierte es: Der letzte Griff brach ab. Jetzt stand ich da, mit einem Koffer ohne Rollen und Griffe, wie ein Seemann ohne Schiff.
Die nächste Stunde verbrachte ich damit, meinen kofferverwaisten Zustand durch den Bahnhof von Bremen zu schleppen, in der Hoffnung, meinen Zug zu erwischen. Fragwürdige Blicke trafen mich, als ich mit beiden Armen umklammernd meinen Koffer durch den Bahnhof trug. Ich muss zugeben, ich hätte in dieser Situation auch nicht anders geguckt. Allerding hatte ich gehofft, dass es abends um 22 Uhr weitaus andere Dinge am Bremer Hauptbahnhof zu beäugen gäbe, als meinen Koffer und mich.Mit einem letzten Energieschub und einem Hauch von Galgenhumor hob ich meinen sogenannten Koffer in meinen Armen und stieg in den Zug. Es war vielleicht nicht die glamouröseste Rückreise, aber sie war definitiv unvergesslich.