Niedersachsen

Atommüll in Gorleben soll mit Schutzwand gesichert werden

Der Standort im Wendland wird kein Atommüll-Endlager. Dennoch lagern hier noch Jahrzehnte radioaktive Abfälle. Zum Schutz vor Terrorangriffen soll unter anderem eine neue Sicherungszentrale entstehen.

Von Christina Sticht, dpa
21. Februar 2024
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Behälter mit radioaktiven Abfällen (hinten) und Transporthauben stehen im Transportbehälterlager im Zwischenlager in Gorleben.

Behälter mit radioaktiven Abfällen (hinten) und Transporthauben stehen im Transportbehälterlager im Zwischenlager in Gorleben.

Foto: Julian Stratenschulte

Zum Schutz des niedersächsischen Atommüll-Zwischenlagers Gorleben zum Beispiel vor Terrorattacken wird eine Schutzwand rund um die Halle mit hochradioaktiven Abfällen errichtet. Auch eine neue Sicherungszentrale soll in den nächsten drei bis dreieinhalb Jahren entstehen, wie die bundeseigene Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) auf dpa-Anfrage mitteilte. Über die Bauvorbereitungen hatte zunächst die „Elbe-Jeetzel-Zeitung“ berichtet.

„Der Schutz der Zwischenlager gegen Terroranschläge oder kriminelle Handlungen wird permanent neu bewertet und an sich verändernde Bedrohungslagen angepasst“, sagte ein BGZ-Sprecher. Auch Maßnahmen aus dem Bereich der IT-Sicherheit und der Umbau der Hauptzufahrt zählten zu dem Projekt.

„Es ist gut, dass der ungeeignete Salzstock Gorleben aus dem Rennen um einen Endlagerstandort ist“, sagte Olaf Bandt, Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) am Mittwoch. In Gorleben und an vielen anderen Standorten bleibe aber die „sichere oberirdische Zwischenlagerung des Atommülls ein drängendes Thema“. Die Baumaßnahmen in Gorleben kämen sehr spät und reichten nicht aus, kritisierte Bandt. Der BUND fordere von der Bundesregierung ein Gesamtkonzept für die Zwischenlager - „transparent erarbeitet, mit Beteiligung der Öffentlichkeit“.

Die örtliche Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg kritisierte die geplante Schutzmauer. Die nur 20 Zentimeter starke Decke der Halle sei der Schwachpunkt, vor allem im Fall eines Flugzeugabsturzes, sagte der Sprecher der Bürgerinitiative, Wolfgang Ehmke. Der Betreiber wies diese Kritik zurück. Die Sicherheit der Zwischenlagerung sei auch vom Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung als zuständiger Genehmigungsbehörde geprüft und bestätigt worden, hieß es.

Nach jahrelangem Streit um den Standort Gorleben war der Salzstock im Landkreis Lüchow-Dannenberg im Jahr 2020 aus der Endlagersuche für Atommüll herausgefallen. Er bleibt aber noch lange Atommüllstandort: Gorleben hat ein Lager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle sowie ein Lager mit Transportbehältern mit hochradioaktivem Müll (Castorlager). Die Genehmigung für das Zwischenlager Gorleben erlischt 2034.

Eine verlängerte Zwischenlagerung sei notwendig, da die Bundesgesellschaft für Endlagerung frühestens in den 2040er-Jahren mit der Benennung eines Endlagerstandorts für hochradioaktive Abfälle rechne, sagte der BGZ-Sprecher. Dann werde es noch mehrere Dekaden dauern, bis das Endlager gebaut und alle Behälter an dieses abgegeben seien. So lange würden die Behälter mit den hochradioaktiven Abfällen in Gorleben zwischengelagert.

Nach dem Bau der neuen Sicherungszentrale für den Werkschutz soll in Gorleben die sogenannte Pilotkonditionierungsanlage (PKA) stillgelegt und abgerissen werden, wie die BGZ weiter mitteilte. Die Anlage zur Verpackung von Brennelementen für die Endlagerung ist nicht mehr notwendig, weil Gorleben als Endlager nicht mehr infrage kommt. Aktuell befinden sich dem Behördensprecher zufolge in der PKA aber noch technische Einrichtungen zur Sicherung des Zwischenlagers. Die laufenden Kosten der PKA betragen dem Sprecher zufolge jährlich rund sechs Millionen Euro.

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