„Normalerweise“ sprechen mich herbstliche Nebelbilder wegen ihrer bedrückend wirkenden Stimmung nicht an. Dieses Bild von Anita Mahler hat auf mich eine andere Wirkung. Es ist nicht düster, sondern geprägt von einem hellen Grau. Es strahlt Ruhe aus, es zeugt in seiner herbstlich-winterlichen Darstellung von dem Vergänglichen. Nicht bedrohlich, sondern eher innehaltend. Nicht verzweifelt, sondern eher undurchdringlich und unsichtbar. Was mich an diesem Bild anzieht, ist die im Hintergrund schwach durchschimmernde Aufbruchstimmung: ein Neubeginn, eine Zukunft. So strahlt im Grau eine – wenn auch schwache – Hoffnung, die auf ihren Durchbruch wartet. Der zweite Grund für die Wahl dieses Bildes ist persönlicher Natur. Es war Bestandteil des reich bebilderten Zimmers meines geschätzten Schulkollegen Klaus Thiele im Seniorenheim. Er war für mich sprichwörtlich von den ersten Tagen an ein freundlicher Wegbegleiter, als Englischlehrer „very british“. Mit den Worten: „Such Dir eins aus“ übergab er mir bei einem meiner Besuche im Angesicht seines nahenden Todes dieses Bild. Großmütig und kulturell aufgeschlossen, wie er war, ist dies für mich eine schöne Erinnerung an einen stillen und liebenswerten Menschenfreund.
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